Anders
Helmut Anders hatte die Leitung der Spiele bereits übernommen, als ich in die Kumpanei
aufgenommen wurde.
Er war nicht so wortgewaltig wie Wilhelm Selling. Seine Anleitungen waren leiser. Er hatte ein
anderes Talent: Helmut Anders konnte sich sehr gut in die Rollen hineinversetzen und vorspielen,
was er sich vorstellte.
Diese Fähigkeit zeigte er auch als Darsteller in den verschiedensten Rollen.
In der damaligen Zeit spielten viele Kumpaneimitglieder über viele Jahre die selben Rollen. Es ging
ihm darum, festgefahrene Gewohnheiten immer wieder zu hinterfragen. Ein „das kann ich doch
schon“, gab es bei ihm nicht. Er erarbeitete die Gestaltung immer wieder neu. Und damit das
möglichst optimal gelingen konnte, arbeitete er auch außerhalb der Proben- und Spielzeiten mit
Spielern an den Inhalten.
Seine durchlebte Darstellung bemerkte man besonders, wenn er einmal einen Spieler ersetzen
musste. Es konnten dann dem Zuschauer andere Aspekte einer Figur auffallen, die er vorher nicht
beachtet hatte. Die meisten Besucher waren ja treue Zuschauer über viele Jahre, die die Inhalte,
Texte und Melodien gut kannten. Für sie war das ein besonderes Erlebnis.
Helmut Anders war zudem ein guter Handwerker. Das war wichtig für die Schaffung und
Instandhaltung der Utensilien und deren Transportbehältnisse. Er hat z.B. den Herodes-Thron
hergestellt.
Aber die Leitung der Spiele lag nie ausschließlich in einer Hand. Es gab immer langjährige Spieler,
die sich sehr mit den Inhalten verbunden hatten und dem Verantwortlichen halfen.
Vor vielen Jahren war es z.B. Johannes Goesch. Später kamen Helmut und Maria Schütz dazu, die
zu den ersten Spielern nach dem Kriege gehörten. Auch hinter den Kulissen und bei der
Instandhaltung der Kostüme gab es helfende Hände.
So ging dann auch die Leitung der Spiele folgerichtig in die Verantwortung von Helmut Schütz
über. Er beherrschte wie Helmut Anders alle Texte und Einsätze, so dass beide im Notfall als
Souffleure und in allen männlichen Rollen wirken konnten.
Helmut Anders legte großen Wert darauf, dass keine Fotoaufnahmen gemacht wurden, weder
während der Proben noch bei den Spielen.
Christine Bentert, geb. Schruteck,
langjährige Mitspielerin,
Berlin im Dezember 2017
Oberuferer Weihnachtsspiele
im Zusammenhang mit
Rudolf Steiner, Dornach und
Winterzeit